In Dreieich und Neu-Isenburg werden seit Jahren Wiesen auch im innerstädtischen Bereich gefördert. In den vergangenen zehn Jahren ist der Insektenbestand um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Ein wichtiger Beitrag für mehr Pflanzenvielfalt sind Wiesenflächen.
Naturnahe Wiesen dürfen nicht mit üppig blühenden Sommerblumenwiesen gleichgesetzt werden. In einer Naturwiese ist die Artenvielfalt nicht auf den ersten Blick zu erkennen, vieles spielt sich in Knöchelhöhe ab. Neben Blumen wachsen hier auch Gräser, die bis zu 1,50 m hoch werden können.
Wiesenflächen, die zuvor als Rasenflächen gepflegt wurden, brauchen jedoch Zeit, bis etwas blüht. Durch die Reduzierung der Mähgänge und den Abtransport des Schnittguts werden die Standorte über die Jahre hinweg sukzessive abgemagert. Dies hat zur Folge, dass sich langsam aber sicher Wiesenblumen ansiedeln können.
Wiesen neigen dazu mit ihrem strohigen Aussehen und abgeblühten Gräsern nicht so ansprechend und ordentlich wie ein Rasen auszusehen. Sie können zu Beginn als ungepflegt empfunden werden. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Wiesen werden lediglich anders gepflegt und sorgen mit ihrer Artenvielfalt für den Erhalt der Biodiversität. Wiesen bilden den Lebensraum unter anderem für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Vögel und Igel.
Zwischen Juni und Juli werden die Wiesen das erste Mal gemäht. Die Frage, warum die Wiesen gemäht werden müssen, wenn Sie noch blühen, wird regelmäßig gestellt.
Die erste Mahd findet so „spät“ statt, damit die Kräuter zur Samenreife kommen und sich so weiter etablieren können. Würde man vorher mähen, begünstigt dies Gräser, die nicht auf die Samen angewiesen sind und sich vegetativ vermehren.
Jede Art von Wiesen oder Kräuterrasen bietet vielen Insekten und Wildbienen Nahrung und Unterschlupf. Je höher die Artenvielfalt der Wiesenblumen ist, desto umfangreicher ist das Nahrungsangebot. Um diese Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern, müssen Wiesen gemäht werden.
Die erste Mahd führt bei Blumenwiesen zu einer zweiten Blüte im Sommer und bietet somit länger Nahrung für Wildbienen und Insekten. Eine zweite Mahd erfolgt im Herbst im Oktober. Diese gibt ein- und zweijährigen Kräutern einen Konkurrenzvorteil für Licht im darauffolgenden Jahr. Je nach Artenzusammensetzung werden reine Blumenwiesen gegebenenfalls nur einmal im Jahr gemäht. Würde gar keine Mahd erfolgen, führte das dazu, dass die Wiesen verbuschen. Grundsätzlich wird das Schnittgut bei allen Wiesen abgeräumt, um dem Boden keine zusätzlichen Nährstoffe zuzuführen.
Bei der Mahd kann zusätzlich etwas für die Insekten getan werden. Eine streifenweise Mähtechnik von der Straße weg, zur Hecke hin oder von innen nach außen ist vorzuziehen. Dabei wird die Fluchtmöglichkeit erhöht bzw. eine Fluchtrichtung offengelassen.
Eine hohe Schnitthöhe sorgt zudem für einen Lichtvorteil für die Blumen und dass die Rosetten der Kräuter erhalten bleiben.
Außerdem wird ein weiterer „Trick“ angewendet: viele Bäume werden nicht mehr ausgemäht. Das hat zur Folge, dass ein Saum, bestehend aus Gräsern und auch Wildkräutern, um den Wurzelanlauf stehen bleibt. Diese Säume sorgen zum einen dafür, dass die Bäume beim Ausmähen nicht mehr beschädigt werden, zum anderen bieten diese Säume auch dauerhafte Rückzugsorte für Insekten. Je nach Bewuchs werden diese Säume höchsten einmal im Jahr, lieber nur alle zwei bis drei Jahre gemäht, um einer Verbuschung vorzubeugen.