Um 13 Uhr ist Treffpunkt zur Abfahrt am Platz vor dem Rathaus in der Hauptstraße 45 in Dreieich-Sprendlingen. Ziel ist Walldorf, wo sich ein Konzentrationslager befunden hat.
Viele wissen nicht, dass hier ganz in der Nähe ein großes Konzentrationslager für Frauen war, nämlich eine Außenstelle des elsässischen Lagers Natzweiler. Im Wald bei Walldorf waren etwa 1.700 jüdische Ungarinnen interniert, die unter unmenschlichen Bedingungen am Flughafen eine Rollbahn betonieren mussten.
Während einer Studienfahrt in das ehemalige KZ Buchenwald entdeckten drei Jugendliche aus Walldorf 1972 einen Plan, auf dem auch das Außenlager Walldorf aufgeführt war. Nach ihrer Rückkehr begannen sie zu graben und stießen tatsächlich auf die Reste des Lagers. Seitdem begann die Auseinandersetzung mit der schrecklichen Vergangenheit. Seit 2000 gibt es dort einen Lehrpfad und inzwischen eine Gedenkstätte, die die Margit Horvath-Stiftung (eine Insassin) von ihrer Entschädigung finanziert hat. Die Geschichte um die Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte bis hin zur Errichtung der Gedenkstätte wird uns von Cornelia Rühlig, der maßgeblich beteiligten Stadthistorikerin, und Franz Urhahn, dem Stadtverordnetenvorsteher von Mörfelden-Walldorf erzählt. Sie führen die Gruppe mit lebendigem Wissen und beantworten offene Fragen.
Anmeldungen sind per Mail bei karin.siegmann@dreieich.de möglich. Ein Kostenbeitrag wird nicht erhoben, dafür wird eine Spende an die Stiftung direkt vor Ort erbeten.
Die Radtour wird vom Ehepaar Hormel, ADFC Dreieich geführt. Es können 20 Personen teilnehmen. Für Menschen, die kein Rad fahren können, gibt es die Möglichkeit, direkt zum Ziel zu kommen, auch in diesem Fall mit Anmeldung.
Der zweite Teil der Veranstaltung ist der Film „Die Rollbahn“. Der Film wird im Viktoria Kino gezeigt, und zwar am Mittwoch, dem 13. April um 20 Uhr. Der Dokumentarfilm von Malte Rauch, Bernhard Türcke und Eva Voosen beschäftigt sich mit der Geschichte des Konzentrationslagers in Walldorf beziehungsweise ihren Insassinnen.
Frankfurt Rhein-Main, der größte Flughafen des europäischen Kontinents hat drei Rollbahnen. Über den Bau der ersten Rollbahn von 1944 gab es gleich nach dem Zweiten Weltkrieg Gerüchte: Ungarische Frauen hätten die Rollbahn für Hitlers Wunderwaffe, das Düsenflugzeug Me 262, bauen müssen. In den 70er-Jahren fanden drei junge Arbeiter am Flugplatz erste Beweise, dass jüdische Mädchen und Frauen aus Auschwitz in die Flughafen-Gemeinde Mörfelden-Walldorf gebracht worden waren. Lange wurde das als kommunistische Propaganda abgetan. Erst in den 90er-Jahren versuchte eine neue Generation, die Vergangenheit ihrer Region zu erforschen. Eine Stadthistorikerin und eine Schulklasse machten sich auf den Weg, um Überlebende zu suchen, ihre Geschichte zu hören und sich mit ihnen zu versöhnen. Im Jahr 2000 konnten dann die Schüler und Bewohner Mörfelden-Walldorfs 18 der 1.700 Frauen in Frankfurt empfangen. Sie landeten auf der Rollbahn, die sie 56 Jahre zuvor zu bauen gezwungen waren. Eine intensive, schmerzliche aber auch befreiende und beglückende Auseinandersetzung mit einem Stück deutscher Geschichte hatte begonnen.
Tickets sind online auf der Website: https://www.viktoriakino.de/programm oder an der Abendkasse erhältlich. Die Tickets kosten acht Euro, Einlass ist ab 19.30 Uhr.