Bürgerinnen und Bürger in Dreieich, Neu-Isenburg und ganz Deutschland ringen im November bei der bundesweiten „28-Tage-Biotonnen-Challenge“ auf Instagram und Facebook um ein persönliches Ziel: jeden kompostierbaren Abfall in der eigenen Küche konsequent in die Biotonne werfen.
In Neu-Isenburg und Dreieich wurde 2015 flächendeckend die Biotonne eingeführt. Die Mengen in der Biotonnensammlung nehmen seitdem kontinuierlich zu. So stiegen die Bioabfallmengen in Dreieich von 46 Kilogramm (2015) auf 78 Kilogramm (2021) pro Einwohner und Jahr. In Neu-Isenburg ist der gleiche Trend zu beobachten. Hier sind die Bioabfallmengen von 27 Kilogramm (2015) auf 58 Kilogramm (2021) pro Einwohner und Jahr gestiegen. Trotz dieser Steigerung ist die Getrenntsammlung von Bioabfällen, insbesondere der Küchenabfälle, noch ausbaufähig. Einen Vergleich liefert die Abfallbilanz des Landes Hessen. Hier wurden im Jahr 2020 rund 92 Kilogramm Bioabfälle pro Einwohner und Jahr in der Biotonne erfasst.
Tatsächlich landen in Haushalten mit Biotonnen im Durchschnitt immer noch ein Drittel der Bioabfälle im Restmüll. Das summiert sich deutschlandweit auf rund vier Millionen Tonnen wertvolle Biomasse, die jährlich verschwendet und nicht recycelt werden.
Damit die alltägliche Änderung beim Abfalltrennen leicht und spielerisch klappt, ruft die DLB AöR jetzt auf, sich an der „28-Tage-Biotonnen-Challenge“ zu beteiligen. Veranstaltet wird die Challenge von der Aktion Biotonne Deutschland, die von mehr als 60 weiteren Städten und Landkreisen, dem Bundesumweltministerium, Umweltbundesamt, NABU Naturschutzbund Deutschland und führenden Verbänden aus der Abfallwirtschaft und dem Einzelhandel unterstützt wird.
Wer Facebook nutzt, folgt der Facebook-Seite des DLB und bekommt ab 7. November täglich einen Post, der spielerisch dazu motiviert, Schritt für Schritt Bioabfälle in der Küche perfekt getrennt zu sammeln. Instagram-User können unter #biotonnenchallenge dem Instagram-Kanal der Aktion Biotonne folgen. Das Motivationsprogramm zur Getrenntsammlung von Bioabfällen enthält ein breites und buntes Spektrum an Themen rund um die Biotonne: Diese reichen von der Faszination des wohlriechenden Recyclingproduktes Komposterde bis zu praktischen Routinen, wie Bioabfälle hygienisch in der Küche und Biotonne gesammelt werden.
Die „28-Tage-Biotonnen-Challenge“ möchte den rund ein Drittel naturnahen, kompostierbaren Abfällen im Restmüll an den Kragen. Die in die Restmülltonne fehlgeleiteten Bioabfälle bestehen zu 45 Prozent aus ungekochten Küchenabfällen wie Obst- und Gemüseresten, Kaffeefiltern, Kartoffeln und Essensresten, zu 25 Prozent aus gekochten und zubereiteten Nahrungsabfällen wie Speiseresten, Fisch, Fleisch und Milchprodukten, zu 18 Prozent aus verpackten Lebensmitteln, die vor einem Wurf in die Biotonne von Plastik- und anderen Verpackungen befreit werden müssten, und zu knapp zehn Prozent aus Gartenabfällen.
Plastik ist in der Biotonne tabu
Bioabfälle sind der Natur so nahe wie sonst keine Abfälle im Haushalt, denn der gewonnene Kompost wird auf dem Acker, in Parks oder im Garten als Bodenverbesserungsmittel eingesetzt - und dort sind beispielsweise Plastikfetzen oder Glasscherben absolut tabu. Der größte Feind der Biotonne sind deshalb Abfälle aus Plastik, Glas und Metall. Manche denken, eine Plastiktüte, ein Marmeladenglas oder einen Quarkbecher holen die bei der Müllabfuhr einfach wieder raus. Völlig falsch gedacht: Es ist technisch nicht möglich, sämtliche Kunststoffabfälle aus dem Biomüll zu sortieren.
Außerdem haben in der Biotonne nichts zu suchen bioabbaubare Kunststoffmaterialien wie Verpackungen, Kaffeekapseln, Trink- und Joghurtbecher, Cateringgeschirr und -besteck, auch dann nicht, wenn diese ausdrücklich als „kompostierbar“ oder „heimkompostierbar“ bezeichnet und zertifiziert sind. Diese zersetzen sich in den praxisüblichen Kompostierungszeiten in den Anlagen nicht schnell genug, sodass mehr oder weniger große Kunststofffragmente im Kompost verbleiben. Diese Plastikschnipsel sind von herkömmlichen Kunststoffen kaum zu unterscheiden – und Komposte mit Plastik will kein Landwirt oder Hobbygärtner haben.
Die Challenge macht vor allem eins deutlich: Wer seine Abfälle maximal recyceln und die Restmülltonne zur Bedeutungslosigkeit führen möchte, hat mit der Biotonne den größten Hebel in der Hand: Kompostierbare Küchen- und Gartenabfälle haben durchschnittlich den größten Anteil am Abfall in privaten Haushalten.
Auch Stefan Schmitt, Erster Stadtrat der Stadt Neu-Isenburg und Markus Heller, Erster Stadtrat der Stadt Dreieich unterstützen diese Aktion: „Wir ziehen alle an einem Strang. Bioabfälle lassen sich vollständig recyceln und sind ein wichtiger Rohstoff für Kompost und Biogas. Der Kompost könnte Kunstdünger und Torf ersetzen, und das Biogas, das in speziellen Anlagen aus vergorenem Bioabfall gewonnen wird, könnte ins Erdgasnetz eingespeist oder zur Strom- und Wärmegewinnung genutzt werden. Mit der Entsorgung in der Restmülltonne geht dieses Potenzial verloren.“