„Auch wenn sich die Lage auf dem Energiemarkt langsam wieder etwas beruhigt, bedeutet das keineswegs, dass wir die Hände in den Schoß legen können“, fasst Steffen Arta, Geschäftsführer der Stadtwerke Dreieich GmbH (Stadtwerke Dreieich), die aktuelle Lage zusammen. „Nach dem Energiekrisenjahr 2022 gilt es nun, sich wieder verstärkt auf die regionale Energiewende zu konzentrieren“, erklärt Steffen Arta. Das sei nach dem herausfordernden Jahr für die Entwicklung der Region und deren sichere Versorgung enorm wichtig. Das Wirtschaftsjahr 2022 war geprägt von einer drohenden Gasmangellage, Preisexplosionen am Energiebeschaffungsmarkt sowie Stabilisierungs- und Entlastungspaketen der Bundesregierung. „Wir können Krise, das haben wir im dritten Krisenjahr in Folge erneut bewiesen. Durch entsprechende Vorkehrungen war die Versorgungssicherheit bei uns durchgehend gewährleistet. Wir haben alle Aufgaben zur Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher, die der Gesetzgeber an uns delegiert hat, gut gemeistert. Und wir haben unsere Kundschaft umfassend informiert und ihnen so Sicherheit vermittelt und Orientierung gegeben“, resümiert Steffen Arta die Besonderheiten des Berichtsjahrs. So war zum Beispiel das Aufkommen an Kundentelefonaten und Anfragen per E-Mail fast doppelt so hoch wie im Vorjahr. Und allein für die Abbildung der Energiepreisbremsen in der Energierechnung waren 23 Updates in der IT-Softwarelandschaft erforderlich. „Die Anforderungen an Flexibilität sowie die Lern- und Leistungsbereitschaft der Belegschaft sind extrem hoch gewesen“, sagt der Geschäftsführer. Er führt weiter aus: „Ich bin sehr stolz auf meine Kolleginnen und Kollegen. Obwohl sie oft monatelang bis über die Belastungsgrenze gearbeitet haben, haben sie sich für die Versorgung und Information unserer Kundinnen und Kunden mit voller Motivation eingesetzt.“
Kraftakt wird belohnt
Die Turbulenzen und Leistungen der Stadtwerke Dreieich spiegeln sich auch in den Zahlen des Geschäftsjahres 2022 wider: So haben die Stadtwerke Dreieich einen Jahresüberschuss von 6,9 Millionen Euro (Vorjahr 5,7 Millionen Euro) erwirtschaftet. Insgesamt hat der Energieversorger 5,3 Millionen Euro in die Erneuerung und Erweiterung von Netzen und Anlagen investiert und hat 2.000 neue Strom- und 1.100 neue Gaskunden dazugewonnen. „Der Kundenzuwachs zeugt von Vertrauen. Nie waren Jahresereignisse so erklärungsbedürftig wie 2022. Wir haben auf allen Kanälen intern wie extern informiert, aufgeklärt, beraten und gewarnt. Es war für unsere Kommunikation eine Herkulesaufgabe. Doch diese – gekoppelt mit der hohen Versorgungssicherheit und günstigen Preisen – wurde honoriert und belohnt, was uns sehr freut“, erklärt Steffen Arta.
Tarife bleiben unterhalb des staatlichen Preisdeckels
Wie souverän die Stadtwerke Dreieich das Unternehmen durch das Krisenjahr gemanagt haben, belegen auch ihre Energiepreise: „Wir waren durchweg in allen Tarifen unter den Beträgen der Energiepreisbremsen und sind es bis heute“, informiert der Geschäftsführer und ergänzt: „Unsere risikoarme und vorausschauende Beschaffungsstrategie trägt ebenso zu solch günstigen Verbraucherpreisen bei wie unsere interne Effizienz und unser Verantwortungsbewusstsein. Wir sind ein Energieunternehmen, das überwiegend in öffentlicher Hand ist und das mit Aufgaben der Daseinsvorsorge betraut ist.“
Stadtwerke Dreieich packen nachhaltig an
„Neben der Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen fordere die Klimakrise die Branche und die gesamte Gesellschaft weiter heraus“, betont Steffen Arta und fügt an: „Deshalb forcieren wir die lokale Energie- und Wärmewende, reduzieren Emissionen bei uns und den Kunden. Und wir betreten dafür auch neue Wege.“ Dass die Aufklärungsarbeit und die Hilfe bei der persönlichen Energiewende der Kunden wirken, lässt sich ebenfalls an den Zahlen des Geschäftsjahres 2022 ablesen: Der Gasabsatz ging gegenüber dem Vorjahr um rund 11 Prozent zurück, die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen und Wärmeanschlüssen stieg drastisch an.
Die Stadtwerke Dreieich bieten Privat- und Geschäftskunden schon etliche Jahre Pachtlösungen für die eigene Energiewende an; sogenannte Contractinglösungen. Dazu zählen effiziente Heizungen und Kälteanlagen, E-Mobilität-Ladestationen und Photovoltaikanlagen mit und ohne Speicher. Ergänzt wird das Portfolio ganz neu durch Balkonmodule. Allein die von den Stadtwerken Dreieich als Contractinglösung bisher installierten Photovoltaikanlagen erzeugen jedes Jahr rund 687.000 Kilowattstunden Strom. Für E-Mobilisten haben die Stadtwerke Dreieich im Berichtsjahr die Zahl ihrer öffentlichen Ladesäulen um 7 auf 11 erweitert. Auf dem Betriebsgelände gibt es 8, weitere 8 sind geplant.
Wichtig ist es dem Geschäftsführer zu betonen, dass der Umbau der Energiewende noch enorme Investitionen erfordern wird, sowohl in die Strom- und Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energien als auch in die Infrastruktur, die Leitungsnetze und intelligente Steuerungen. „Um diesen hohen Investitionsbedarf stemmen zu können, braucht es neue Strategien und Finanzierungskonzepte“, erörtert er.
Stadtwerke fungieren als Reallabor für die Wärmewende
Der Wärmesektor bietet die größten Einsparpotenziale an klimaschädlichen Treibhausgasen. „Wir packen die Wärmewende deshalb aktiv an und haben uns sehr gefreut, dass wir im Berichtsjahr an einem Pilotprojekt mitwirken durften“, sagt Steffen Arta. Im Auftrag der Landesenergieagentur (LEA) Hessen analysierte das auf Wärme spezialisierte Ingenieurbüro GEF einen Abschnitt des Wärmenetzes der Stadtwerke Dreieich mit dem Ziel, Ideen für die Transformation des Wärmenetzes zu sammeln. Herausgekommen ist ein Leitfaden, der den Stadtwerken Dreieich schrittweise den Weg in Richtung Dekarbonisierung weist und auch anderen Stadtwerken als Blaupause zur Transformation dienen kann. Zu den Maßnahmen zählen die Umstellung der Blockheizkraftwerke auf erneuerbare Energieträger wie grünen Wasserstoff oder auf Wärmepumpentechnik. Großflächig Geothermie zu nutzen, scheitert in Dreieich an Wasserschutzgebieten, der Bau thermischer Solaranlagen an geeigneten Freiflächen und langwierigen Genehmigungsverfahren.
Bedarf an kompetentem Personal steigt
„Wir werden künftig mehr Leute brauchen, nicht weniger – umso kritischer wird die Situation, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen“, meint Steffen Arta. Letzter Punkt beschäftigt den Geschäftsführer umso mehr, weil die Aufgaben vor allem in der Netztechnik zunehmen und komplexer werden. Das Unternehmen steuert einem Personalmangel gegen, indem es mit den Stadtwerken Neu-Isenburg eine gemeinsame Dienstleistungsgesellschaft gründen wird, die am 1. Januar 2024 an den Start geht. In dieses Unternehmen gliedern beide Unternehmen alle Aufgaben von der Netzplanung bis zum Netzbetrieb aller Sparten aus. „Gemeinsam sind wir hier deutlich besser aufgestellt und konkurrieren auf dem Arbeitsmarkt nicht um die knappen Fachkräfte“, erklärt er dazu.
Stadt-Holding Dreieich trägt Verluste von Bädern und Verkehrsbetrieben
Die Stadt-Holding Dreieich ist an den Stadtwerken Dreieich und den Verkehrsbetrieben beteiligt. Hierzu zählen auch die Bäder der Stadt Dreieich. Mit den beteiligten Unternehmen bestehen Gewinnabführungsverträge; Gewinne und Verluste werden anteilsmäßig entsprechend an die Stadt-Holding Dreieich abgeführt.
Die Bäder freuten sich im Berichtsjahr nach den Lockdowns der Corona-Pandemie wieder über das rege Interesse: 90.000 Besucherinnen und Besucher genossen die Sonne im Parkschwimmbad, das sind 40.000 Menschen mehr als im Vorjahr. Das Hallenbad zählte 57.000 Gäste, 27.000 mehr als im Jahr zuvor. Die Verkehrsbetriebe Dreieich schlossen das Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von 470.000 Euro ab (Vorjahr: 31.000 Euro). Unterm Strich verbleibt bei der Stadt-Holding Dreieich ein Jahresüberschuss von 2,1 Millionen Euro gegenüber 1,8 Millionen Euro im Vorjahr. Das positive Ergebnis der Stadtwerke begünstige andere wichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge wie den öffentlichen Nahverkehr und gesunde Bewegung in den Bädern, sagt der Stadtwerke-Geschäftsführer.
Interessierte können den Geschäftsbericht im Internet unter Geschäftsbericht 2022 herunterladen.