Aus diesem Grund hat sich die KAG Rodau-Bieber mit einem Schreiben an das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) gewandt. Darin werden die zunehmenden Herausforderungen durch die Biberaktivität im Gewässersystem Rodau-Bieber aufgezeigt sowie konkrete Lösungsansätze für den Umgang mit dem Biber in dicht besiedelten Gebieten gefordert.
„Die KAG begrüßt die Rückkehr des Bibers in die Region ausdrücklich, da seine Aktivität zahlreiche positive Effekte auf das Gewässer und seine Aue hat. Biberdämme fördern die Artenvielfalt, indem sie neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere schaffen. Gleichzeitig tragen sie durch die natürliche Regulierung von Fließgewässern zum Hochwasserschutz bei und unterstützen die Grundwasserneubildung, was insbesondere in Zeiten zunehmender Trockenheit von großer Bedeutung ist. Diese ökologischen Vorteile leisten einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz, insbesondere zur Stärkung der Biodiversität und zur nachhaltigen Renaturierung von Fließgewässern“,
so die Vorsitzende der KAG Rodau Bieber, Bürgermeisterin Sabine Groß.
Während Biberdämme in vielen Fällen den Hochwasserschutz durch die temporäre Rückhaltung von Wassermassen verbessern, können sie in Ballungsräumen lokal Überflutungsrisiken erhöhen. Dies geschieht, wenn Rückhaltevolumina verringert oder Wasser in umliegende, ungeeignete Bereiche abgeleitet wird.
Aufgestautes Wasser kann die Funktion kritischer Infrastruktur wie Kläranlagen oder der Kanalisation beeinträchtigen sowie die Infiltration von Schadstoffen ins Grundwasser begünstigen. Letzteres ist in Trinkwasserschutzzonen besonders kritisch.
„Wir wollen die positiven Einflüsse des Bibers auf unser Ökosystem bewahren und gleichzeitig die Versorgungssicherheit der Menschen in unserer Region gewährleisten“, erklärt KAG-Vorsitzende Sabine Groß. „Das erfordert pragmatische Lösungen und klare Regelungen, die den besonderen Herausforderungen in unserem Ballungsraum gerecht werden.“
Zusätzlich zu der konstruktiven Kommunikation mit den Bibermanagern des Landes Hessen fordert die KAG Rodau-Bieber klare rechtliche Vorgaben und eine landesweite Strategie, um den Umgang mit dem Biber in Ballungsräumen rechtssicher und effizient gestalten zu können. Konkret schlagen die Bürgermeister der KAG-Mitglieder Dr. Dieter Lang (Dietzenbach), René Bacher (Erster Stadtrat, Dietzenbach), Martin Burlon (Dreieich), Steffen Ball (Heusenstamm), Dr. Alexander Krey (Mühlheim), Manuel Friedrich (Obertshausen), Jörg Rotter (Rödermark), Max Breitenbach (Rodgau) und Sabine Groß (Offenbach am Main) vor:
Gewässer- und Artenschutz: Grundsätzlich soll der Biber Gewässer renaturieren und damit die lokale Biodiversität fördern.
Schutz sensibler Bereiche: In Trinkwasserschutzzonen und bei kritischer Infrastruktur sollten rechtliche Grundlagen geschaffen werden, um zeitnah Maßnahmen wie die Vergrämung von Bibern zu ermöglichen, sofern keine milderen Maßnahmen möglich sind.
Praktische Ansätze: Neben der Vergrämung könnten als letztes Mittel Umsiedlungen in naturnahe und weniger sensible Gebiete – wie sie in anderen Bundesländern erfolgreich umgesetzt werden – auch in Hessen konsequent Anwendung finden. Dabei sind auch die Belange der Landwirtschaft zu beachten.
„Die KAG Rodau-Bieber hofft auf die Unterstützung des HMLU, um Mensch und Natur in unserer Region in Einklang zu bringen. Nur durch eine klare und einheitliche Strategie können die ökologischen Potenziale des Bibers sinnvoll genutzt und Konflikte minimiert werden“,
so die Mitglieder der KAG abschließend.