FAQ: Zukunft Innenstadt - Wozu bunte Blumenkübel?
Seit Januar 2023 diskutiert die Öffentlichkeit in Dreieich-Sprendlingen die Blumenkübel und Sitzgelegenheiten im Ortskern. Zeit, einige Dinge klar zu stellen und auch Bilanz zu ziehen.
Was steckt hinter dem Programm „Zukunft Innenstadt“?
Insbesondere während und nach der Pandemie wurde deutlich, dass viele Ortskerne in hessischen Städten unter Leerständen leiden und die Aufenthaltsqualität für die Bürgerinnen und Bürger abgenommen hat. Um dem entgegenzuwirken, hat die Hessische Landesregierung 2021 das insgesamt 12 Mio. Euro starke Förderprogramm „Zukunft Innenstadt“ aufgelegt. Unter dem Motto „Denken und beleben Sie Ihre Innenstadt neu“ konnten sich die Kommunen mit Konzepten und Strategien bewerben, wie der öffentliche Raum durch kleine bauliche Maßnahmen oder zusätzliches Mobiliar attraktiver werden kann. Ziel ist es, schnell und auf lokaler Ebene zu testen, wie das funktionieren kann. Die Stadt Dreieich hat entsprechende Konzepte für die Ortskerne Dreieichenhain und Sprendlingen eingereicht und den Zuschlag für insgesamt 250.000 Euro erhalten. Der Eigenanteil beträgt 20 Prozent. Wichtige Rahmenbedingungen: Es durften nur Maßnahmen aus dem Konzept umgesetzt werden, für das die Förderung bewilligt wurde.
Warum wurden lediglich Sprendlingen und Dreieichenhain und nicht auch Offenthal, Buchschlag und Götzenhain berücksichtigt?
Die sog. zentralen Versorgungsbereiche für die Stadt Dreieich liegen laut entsprechender Definition in Sprendlingen und Dreieichenhain. Das Förderprogramm zielt auf die Stärkung dieser Bereiche ab und leider nicht auf die Attraktivierung kleiner Ortsteilkerne.
Welche Ideen wurden eingereicht?
Insgesamt wurden von der städtischen Wirtschaftsförderung in Kooperation mit den Freunden Sprendlingens neun Konzeptideen für Sprendlingen sowie in Kooperation mit dem Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain acht Konzepte für Dreieichenhain eingereicht. Als förderungswürdig wurden die Konzepte für die Möblierung der Fahrgasse (Sitzgelegenheiten und Pflanzkübel), Begrünung der Einkaufsstraße sowie die Aufwertung des Egenberger Parkplatzes als Raum der Begegnung bewertet und in das Programm aufgenommen.
Warum wurden die Bürgerinnen und Bürger nicht gefragt, welche Kübel und Bänke genommen werden?
Ein Bestandteil geförderten Maßnahmen ist die Begrünung und Möblierung der Haupteinkaufsstraße von Sprendlingen sowie der Fahrgasse in Dreieichenhain. Dafür wurden im Rahmen von aktiven Rundgängen in den jeweiligen Ortskernen die Wünsche und Ideen der Stakeholder – also Anwohner, Einzelhandel, Politik, Vereine - erfasst, im Anschluss wurden konkrete Standorte in Abstimmung mit dem Fachbereich Bürger und Ordnung definiert. In Zusammenarbeit mit dem DLB wurden Kriterien sowohl zu notwendigen Eigenschaften der Pflanzkübel als auch zur Begrünung festgelegt. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Pflanztöpfe in Sprendlingen war, einen Kontrapunkt zum Betongrau der Häuserreihen zu setzen. Somit fiel die Entscheidung auf die Pflanztöpfe „Gianto“: Sie sind bunt, groß, laut und können modulartig mit Sitzbänken kombiniert werden.
In Dreieichenhain hingegen sollte sich die Möblierung dem Charme der Fachwerkhäuser anpassen und somit ist die Anmutung der Pflanztöpfe und der Sitzbänke eher schlicht und zurückhaltend. Die Auswahl der Pflanzen hatte als Hauptkriterium die Anpassungsfähigkeit an die mittlerweile heißen Sommermonate mit geringer Bewässerungsintensität.
Wichtige Rahmenbedingung: Mit Blick auf den zu Beginn durch das Land gesetzten straffen Zeitrahmen zu Umsetzung und Abrechnung der Maßnahmen erfolgte die Auswahl der Pflanzgefäße und Bepflanzung in Abstimmung mit den politisch gewählten Gremien, so auch in einer öffentlichen und für alle Interessierten offenen Ausschusssitzung. Die Maßnahme sollte gemäß Förderprogramm schnell bereits im Frühjahr 2023 sichtbar werden, damit im Laufe des Jahres im Zuge der Testphase Optimierungen vorgenommen werden können.
Die Kübel sind unattraktiv und aus Plastik. Warum dieses Modell?
Über Geschmack lässt sich trefflich und vor allem unendlich streiten. Sobald das Wetter schöner wurde und die Bepflanzung anfing zu blühen, mehrten sich auch die positiven Kommentare zu den bunten Kübeln. Was wäre die Alternative bei Farbe und Material gewesen? Schwarze und/oder weiße Kübel (Möglicher Kommentar: wie trist und einfallslos), Ton/Terrakotta (beschädigungsanfällig), Holz (verwitterungsanfällig). Metall (Möglicher Kommentar: kalt und technisch). Wie oben beschrieben müssen die Pflanzbehälter bestimmte Anforderungen erfüllen, damit sie im öffentlichen Raum aufgestellt werden können. Das gewählte Modell erfüllt diese Bedingungen und bietet das beste Preis-Leistungsverhältnis, auch in den Kombinationsmöglichkeiten mit Sitzgelegenheiten. Denn bei aller Förderung darf auch die Wirtschaftlichkeit nicht aus den Augen verloren werden. Und zu guter Letzt, viele von Ihnen haben schon festgestellt, dass genau solche Kübel auch in vielen anderen Nachbarstädten sowie in Metropolen wie Paris stehen: also bei weitem kein Dreieicher Alleinstellungsmerkmal.
Die Kübel werden eh nur als Mülleimer genutzt oder beschmiert und beklebt. Ist das nicht eine vergebliche Maßnahme?
Vandalismus und Müllsünder gibt es überall. Das soll aber kein Grund sein, keine Maßnahmen zur Verschönerung der Ortskerne und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu ergreifen. Nichtstun ist keine Option, um insbesondere den Innenstadtbereich von Sprendlingen zu beleben.
Würde ein in den Boden eingelassenes Pflanzbeet besser aussehen und dort kein Müll entsorgt? Das Problem sind nicht die Kübel oder die Pflanzbeete, sondern die Menschen, die meinen ihren Müll dort und überall hinterlassen zu können.
Die Pflanzen sind verblüht, werden geklaut oder überstehen die Hitze nicht. Warum hat man nicht einfach direkt Bäume gepflanzt? Warum wässert die Kübel niemand?
Das Programm war bewusst auf die schnelle und einfache Umsetzung von Maßnahmen ausgelegt und sollte auch einen Testcharakter haben. Wenn man jedoch Pflasterungen oder Straßenbelag aufreißt, um Bäume zu pflanzen, sind Optimierungen schwerlich möglich. Mit den Kübeln gibt es eine Flexibilität, um die Platzierung von Gefäßen und Mobiliar zu optimieren. Dass Blumen verblühen, liegt in der Natur der Sache. Nachpflanzungen durch den DLB sind vorgesehen. Dies gilt auch für gestohlene Pflanzen, wobei der Vandalismus ärgerlich ist, aber kein Anlass, nichts zu tun. Bei der Auswahl der Pflanzen hat der DLB wie immer professionell neue, klimaresistente Stauden ausgewählt. Dies gilt übrigens auch für Dreieichenhain. Die Pflanzen werden turnusmäßig von Fachfirmen gewässert. Und zwar regelmäßig, wenn auch nicht täglich. Über jeden Bürger und jede Bürgerin, die und der darüber hinaus noch eigenverantwortlich die Pflanzen wässern möchte, freuen wir uns sehr, denn es hilft dabei, die Lebensdauer der Pflanzen zu erhöhen.
Warum wurden mit den Kübeln Parkplätze vernichtet?
Wenn die Kübel auf Straßenflächen stehen, dann blockieren sie keine kompletten regulären Parkplätze, sondern grenzen übergroße Parkplätze von Halteverbotszonen oder Einfahrten ab. Ggfs. werden sie zudem auf Randflächen gestellt, die dann nicht mehr ungeordnetes Parken zur Verfügung stehen. Bei der ersten Optimierung im März wurden die betreffenden Kübel mehr an den Rand gerückt, um den Autofahrerinnen und Autofahrern das Einparken zu erleichtern. Zudem gibt es eine weitere Optimierungsrunde, bei der erneut zugunsten der Parkplatzsituation und auch Radparkern gerückt bzw. versetzt werden soll.
Warum hat man das Geld nicht für den Bau einer Kita genommen?
Eine Rahmenbedingung des Förderprogramms ist, dass ausschließlich Maßnahmen umgesetzt werden können, die vorab in der geförderten Konzeptidee beschrieben wurden. Eine Umwidmung der Gelder in andere Projekte ist nicht möglich, da Kitas zudem grundsätzlich im Rahmen dieses Programms nicht förderungsfähig sind, selbst wenn sie als Konzeptidee für mehr Attraktivität und Nachhaltigkeit der Innenstädte eingereicht worden wären.
Ist es nicht Verschwendung, so viel Geld für bunte Kübel auszugeben?
Die Begrünung und Möblierung für Dreieichenhain und Sprendlingen sind nur ein Teil der Maßnahmen aus dem Förderprogramm. Die Umgestaltung des vorderen Teils Egenberger Parkplatzes (hier fand eine Bürgerinformation vor Ort statt und es wurde eine Online-Befragung zur Festlegung der finalen Möblierung durchgeführt) inkl. Erneuerung von Kanalisation und Stromversorgung werden ebenfalls zum Teil aus diesem Förderprogramm bestritten. Ein weiterer Teil wird aus dem Folgeprogramm „Zukunft Innenstadt – Geben Sie der Zukunft Ihrer Innenstadt Raum“ ermöglicht, aus dem die Stadt Dreieich für Sprendlingen weitere 300.000 Euro erhalten hat. Weitere Maßnahmen aus diesem zweiten Förderprogramm werden ab Mitte des Jahres in Angriff genommen und werden unter den Überschriften „Dreieich blüht auf“ sowie „Der alte neue Rathausplatz – Raum der Begegnung“ einen bunten Strauß an raumgebenden Veränderungen ermöglichen. Auch im Rahmen dieses Folgeprogramm ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen.